Sehen statt Hören Magazin in Gebärdensprache
Sa, 10.05. | 7:45-8:15 | HR
In der Vergangenheit haben sich taube Künstlerinnen und Künstler oft nur der eigenen Community präsentiert. Mittlerweile tun sie das auch nach draußen, vor großem Publikum. Eine Chance für beide Gemeinschaften. Ace Mahbaz stellt drei dieser Menschen vor.
* Okan Seese
"Ich bin halb deutsch, halb Türke, aber ganz schwul. Und, na klar, ich bin taub." Und: Okan Seese ist Comedian. Sehen statt Hören begleitet ihn zu seinem 32. Auftritt – den hat er in München mit seinem Soloprogramm. Hier auf der Bühne erfüllt er sich seinen Traum: "Ich hatte schon von klein auf die Leidenschaft, auf der Bühne zu stehen oder im Fernsehen zu sein. Denn früher hat man niemanden mit einer Behinderung gesehen, was ich frustrierend fand. Deshalb wollte ich damals selbst gerne auf der Bühne stehen."
Und damit begann Okan schon früh: Er war beim Schultheater, hat später im Deutschen Gehörlosen-Theater mitgewirkt. Aber er hat auch Musik gemacht, war in der Poesie zuhause. Kunst ist Okans Ding. Dabei hat er auch einen "richtigen Beruf" erlernt und ausgeübt: Er ist Gebärdensprachdozent. "Ich habe es damit versucht, aber ich merkte, ich schaff‘ das einfach nicht. Ich habe das Künstlerische im Blut."
Der Wechsel zur Comedy ist für ihn ein echter Sprung ins kalte Wasser. Doch: Es läuft.
Okan hat eine besondere Mission: Er macht Witze, um Bewusstsein zu schaffen. So spricht er beispielsweise über Taubblinde, "damit die Leute verstehen, dass es sie gibt". Oder er witzelt darüber, dass viele Taube für dumm gehalten werden, bespricht, warum viele Redewendungen Hörender für Gehörlose keinen Sinn machen. Oder demonstriert auf humorige Art, wie eindeutiger und konkreter Gebärden im Gegensatz zum Lippenlesen funktionieren. Damit ihn bei seiner Show aber auch die Hörenden verstehen, ist Okan nicht allein auf der Bühne. Mit dabei ist eine "Voicerin", die seine Gebärden übersetzt.
Und all das kommt an – auch bei seinem hörenden Publikum. Denn er arbeitet inklusiv. Obwohl sich auch in ihm festgesetzt hatte, dass man die beiden Welten nicht zusammenbringen kann. "Dann habe ich doch versucht, das zu öffnen", sagt er. "Daran habe ich lange gearbeitet und es klappt. Ich glaube, dass es jetzt gezündet hat und der Funke überspringt."
* Jan Kress
"O – die Show", so nennt sich das derzeitige Stück von Jan Kress. Es ist für Kinder gemacht – und Jan ist dabei sowohl Autor als auch Regisseur und Choreograph. Doch hat er das Konzept nicht allein entwickelt: Kreativ mit dabei sind zwei hörende Personen.
Jan Kress steht auch als Schauspieler auf der Bühne – ein langgehegter Traum, den er sich erfüllen konnte, obwohl er lange außerhalb des Scheinwerferlichts tätig war. Acht Jahre lang hat er als Kostümschneider im Schauspielhaus in Frankfurt gearbeitet. "Ich sah immer wieder die Schauspielenden auf der Bühne. Ich kleidete sie mit den Kostümen ein. Dabei merkte ich, dass ich auch selbst auf der Bühne spielen will", erinnert er sich. Erst als er viele Jahre später über Umwege Teil der Gehörlosen-Community wurde, fing er an, dort an den Theaterangeboten mitzuwirken.
Dabei wurde ihm eines immer klarer: Taube Menschen müssen in der Kunst auftauchen – auch völlig unabhängig von hörendem Einfluss. "Hörende denken oft, dass sie es selbst in die Hand nehmen müssen und machen Veranstaltungen gebärdensprachlich, indem sie Dolmetschende dazu holen. So nicht, sondern auf Augenhöhe. Man sollte taube Menschen um Rat bitten, ihre Perspektive mit einbinden und sich austauschen, um so zusammenzuarbeiten", fasst Jan seine Erfahrung zusammen. Besonders wichtig ist ihm, taube Menschen – auch Kinder - in seinen Stücken auftreten zu lassen. Denn das widerlege die Vorstellung vieler, dass es im künstlerischen Bereich keine tauben Menschen gibt.
Jan ist am Ziel seiner Träume. Er ist sogar noch einen Schritt weiter: "Früher träumte ich oft davon, irgendwann als Schauspieler auf der Bühne zu stehen. Und heute – meine Güte – bin ich nicht nur Schauspieler, sondern noch vieles mehr. Ich mache verschiede
Moderation: Ace Mahbaz
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