Kritisch Reisen: Die Mecklenburgische Seenplatte Paradies ohne Personal

So, 21.04.  |  21:47-22:30  |  tagesschau24
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Die Mecklenburgische Seenplatte ist eine einzigartige Landschaft mit über 1.000 Seen, die mit breiten Kanälen, schmalen Flussläufen und dünnen Bächen miteinander verbunden sind. 3,7 Millionen Übernachtungen gab es hier im vergangenen Jahr, ein Hotspot für Naturliebhaber aus ganz Deutschland, vor allem in der kurzen Sommersaison. Auch dieses Jahr sind Campingplätze und Hotels ausgebucht. Doch den Tourismusbetrieben im Naturparadies fehlt das Personal, um der Nachfrage gerecht zu werden. Fachkräftemangel und der demografische Wandel machen Hotels, Campingplätzen und Bootsverleihern zu schaffen. Gut laufende Betriebe machen dicht.

Die Mecklenburgische Seenplatte ist eine einzigartige Landschaft mit über 1.000 Seen, die mit breiten Kanälen, schmalen Flussläufen und dünnen Bächen miteinander verbunden sind. 3,7 Millionen Übernachtungen gab es hier im vergangenen Jahr, ein Hotspot für Naturliebhaber aus ganz Deutschland, vor allem in der kurzen Sommersaison. Auch dieses Jahr sind Campingplätze und Hotels ausgebucht, freuen sich vor allem Familien mit Kindern auf einen Urlaub am und auf dem Wasser: Schwimmen und Radfahren, Touren mit dem Kanu oder Kajak, auf einem Floß oder sogar einem Hausboot.

Doch den Tourismusbetrieben im Naturparadies fehlt das Personal, um der Nachfrage gerecht zu werden. Fachkräftemangel und der demografische Wandel machen Hotels, Campingplätzen und Bootsverleihern zu schaffen. Nach der Wende haben viele Menschen hier ihre Betriebe aufgebaut. Arbeitskräfte gab es damals genug, auch wenn Entlohnung nicht fürstlich und die Unterbringung manchmal im Wohnwagen auf der Wiese gegenüber war. Und jetzt? Restaurants müssen ihre Küchen schon um 20 Uhr schließen oder stellen gleich auf Selbstbedienung um. Gut laufende Betriebe machen dicht, weil sie keine Nachfolger finden. Dabei ist der Tourismus die größte Einnahmequelle in der strukturschwachen Region.

Gutshauspächterin Simone Rattmann sah Anfang des Jahres keinen Ausweg mehr. Trotz bestätigter Buchungen von über 100.000 Euro muss sie zu Beginn der Saison ihren Betrieb schließen. Selbst gute Bezahlung lockt keine Servicekräfte mehr zu ihr, es fehlt an Nachwuchs, der die harte Saisonarbeit macht. Das kleine schmucke Gutshaus steht jetzt leer - ob sich ein Käufer dafür findet?

Campingplatzbesitzer Uwe Fischer aus Blankenförde ist Anfang 60. Er glaubt nicht daran, einen Nachfolger zu finden, der sein "Hexenwäldchen" einmal weiter führt. Die Region, fürchtet er, ist einfach zu unattraktiv für junge Menschen, die Arbeit suchen. Preiswerte Mietwohnungen fehlen, manche Saisonkräfte müssen im Wohnwagen leben, es gibt sehr viel Natur und Ruhe, aber wenig Abwechslung. Angebote, die speziell junge Leute auch über die Saison hinaus ansprechen - darüber denkt Uwe Fischer jetzt nach. Aufgeben will er jedenfalls nicht.

Im Vegan Resort in Neukalen versucht sich ein junges Team gerade an einem neuen Konzept für eine eng zugeschnittene Zielgruppe, wirbt mit Blockhütten für Familien, veganer Biokost und tariflicher Bezahlung für die Angestellten. Seinen Ursprung hat der Betrieb in Berlin, ob das Konzept auch an der Mecklenburgischen Seenplatte aufgeht?

Welche Lösungen finden Hotelbetreiber und Kanuverleiher, Campingplatzinhaber und Restaurantchefinnen, um den Erholungssuchenden trotzdem gerecht zu werden? Und haben sie Verständnis dafür, wenn sie im Lokal direkt am See in der Schlange an der Selbstbedienungstheke warten müssen? Oder der Campingplatz sie nicht mehr aufnehmen kann, obwohl doch eigentlich noch Platz wäre? Und welche Ideen gibt es für die Zukunft?

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