Erstausstrahlung aus Wien: Automatenbüfet

Automatenbüffet": Starke Stücke" vom 58. Berliner Theatertreffen. 3sat zeigt die Inszenierung vom Burgtheater Wien am 29. Mai 2021.

Der angepasste Provinzbürger Herr Adam vereitelt beim Angeln den Suizidversuch der jungen Eva und rettet sie vor dem Ertrinken. Herr Adam lädt Eva zu sich nach Hause ein und gewährt ihr Unterschlupf, was seine Frau wenig begeistert akzeptiert. Frau Adam leitet die titelgebende Gastwirtschaft, das Automatenbüffet, wo man auf Knopfdruck und nach Münzeinwurf immer frisches Bier, Würstchen und Musik bekommt. Das Automatenbüffet bevölkern skurrile Dauergäste, aber auch die Honoratioren und wichtigen Funktionäre des Dorfes treffen sich dort. Schnell wird Eva zur Projektionsfläche der unterschiedlichen Fantasien der Gäste, und sie kann sich vor Avancen bald kaum noch retten. Herr Adam will sich dies zunutze machen und Eva dafür einspannen, die übrigen Herren von seiner Idee zu überzeugen, die Region durch den Aufbau einer Fischereiindustrie aus der wirtschaftlichen Misere zu holen. Auch wenn es zunächst so scheint, als ließe sich Eva wie eine Puppe spielen, zeigt sich am Ende, dass sie es ist, die die Fäden in der Hand hält.

Regisseurin Barbara Frey inszeniert am Wiener Akademietheater, der Kammerspielbühne des Burgtheaters, das Werk der österreichischen Exilautorin Anna Gmeyner, die ebenso ein Freigeist war wie die von ihr gezeichnete Hauptfigur. Das Stück aus dem Jahr 1932 zeigt den Blick der Autorin auf das reaktionäre Bürgertum und die Technikgläubigkeit ihrer Zeit. Das graubraune Bühnenbild mit den leuchtenden Fächern des Automatenbüffets von Bühnenbildner Martin Zehetgruber setzt den Ton für diese kleinbürgerliche, retrofuturistische Dystopie. 3sat zeigt die Aufzeichnung mit Audiodeskription und Untertiteln für Seh- und Hörbeeinträchtigte.

Das Ensemble von „Automatenbüffet“ im Bühnenbild von Martin Zehetgruber am Wiener Burgtheater. Bild: Sender / ZDF und Matthias Horn.
Das Ensemble von „Automatenbüffet“ im Bühnenbild von Martin Zehetgruber am Wiener Burgtheater. Bild: Sender / ZDF und Matthias Horn.