Vorgestellt Ungehörte Barock- und gut kuratierte Renaissancemusik

Mo, 07.07.  |  11:30-12:00  |  Ö1
Eine Weltersteinspielung von Werken des Barockkomponisten Johannes Schenck mit dem Ensemble Castor, und ein musikalischer Museumsbesuch im Venedig des Cinquecento mit dem Marian Consort

Johannes Schenck (1660-1712) war ein holländischer Gambenvirtuose und wirkte zunächst in Amsterdam, später am Pfälzischen Hof. Das ist auch so ziemlich alles, was wir über ihn wissen. Ein Großteil seiner Vita liegt noch im Verborgenen. Was jetzt musikalisch erstmals vor den Vorhang geholt wird, ist sein eindrückliches und sonderbares Opus 7. Schenck schreibt ausschließlich Solomusik für Gambe, mit einer Ausnahme. Dieses Opus 7 von 1699 beinhaltet 18 meist mehrsätzige Stücke für Solo-Violine und Begleitung. Einige Sonatinas, Capriccios und weitere Stücke haben es auf die CD mit dem Ensemble Castor geschafft und zeugen vom vielfältigen musikalischen Geschmack des kurfürstlichen Hofes. Petra Samhaber-Eckhardt übernimmt den virtuosen Geigenpart meisterhaft und wirft die Frage auf, warum diese Werke noch nie eingespielt wurden.Etwa 200 Jahre vor der Wirkungszeit Schencks war Venedig der kulturelle Schmelztiegel Europas. Die Staatsgalerie Stuttgart würdigt Ende 2024 diesen Umstand und brachte die Ausstellung „Carpaccio, Bellini und die Frührenaissance in Venedig“. Es war die erste derart kuratierte Werkschau dieser Art in Deutschland. Sollte man diese einmalige Möglichkeit verpasst haben, muss man nicht enttäuscht sein. Denn nun kann man sich einfach ins Wohnzimmer setzen, die Augen schließen und das neue Album des Marian Consorts einlegen. In Zusammenarbeit mit der Staatsgalerie wurde neben der Ausstellung auch eine CD kuratiert, die Zeitgenossen des venezianischen Malers Vittore Carpaccio versammelt. Musik, die Carpaccio vielleicht zu dessen Werken inspiriert hat und vice versa.In den ersten beiden Jahrzehnten des Cinquecento war in Venedig franko-flämische Musik in Mode. Die Stücke von Josquin Desprez oder Jean Mouton verdeutlichen die Parallelen zwischen den Bildern und der Musik: Klare Strukturen; der Wille, die Herrlichkeit Gottes, aber auch das Genie der Menschheit auf einzigartige Weise abzubilden; und eine Einfachheit, in der Ruhe und Schönheit liegt. Dementsprechend auch der Titel der CD „Una poesia muta“. Das Marian Consort bringt die polyphone Musik unter Rory McCleery auf fast magische Weise zum Klingen.

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