Punkt eins Eine Schule, viele Sprachen

Fr, 03.05.  |  13:00-13:55  |  Ö1
Sprachliche Vielfalt: Ressource, Belastung, Lösungswege. Gäste: Prof. Dr. Marion Döll, Universitätsprofessorin für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, Europa-Universität Flensburg & Kasandra Blazan, Volksschullehrerin in Attnang-Puchheim. Moderation: Marina Wetzlmaier. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Der Unterrichtstag beginnt mit einem Guten-Morgen-Reim. Dieses Mal ist Albanisch an der Reihe. Ein Kind, das seine Muttersprache erkennt, springt auf, um den Reim vorzulesen – sichtlich stolz und glücklich darüber. Eine Beobachtung, die Kasandra Blazan, auf ihrem Instagram-Kanal „Sprachenvielfalt.Schule“ teilt. Der „Sprachenschatz“ ihrer Schule umfasst 27 Sprachen. Die Kinder in ihrer Volksschulklasse durften die Morgen-Reime gemeinsam mit den Eltern in die jeweilige Muttersprache übersetzen. So entstand auch eine Version im oberösterreichischen Dialekt. Ein geringer Aufwand mit großer Wirkung, so Blazan. So werden nicht nur die Kinder in ihrer Mehrsprachigkeit wertgeschätzt. Sie lernen auch voneinander, was die Klassengemeinschaft stärke. Die Lehrerin hat selbst einen Migrationshintergrund und hätte es sich gewünscht, dass ihre Muttersprache mehr geschätzt würde. Stattdessen habe sie sich als Kind dafür geschämt.Der Umgang mit der sprachlichen Vielfalt stellt Schulen immer wieder vor Herausforderungen. Derzeit wächst die Sorge, dass durch den Familiennachzug im Flüchtlingsbereich die Schulen noch stärker überlastet sein werden, als sie es ohnehin schon sind. Auch Kinder, die in Österreich geboren sind, hätten Probleme mit der deutschen Sprache und Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen. Die Lehrergewerkschaften fordern grundlegende Reformen im Schulsystem, das an die gesellschaftlichen Veränderungen nicht mehr angepasst sei. Lehrkräfte stehen oft vor der Situation, Sozialarbeiter:innen und Psycholog:innen sein zu müssen, während weniger Zeit für die Bildungsarbeit bleibe. Mehr Ressourcen, mehr Kompetenzen und Fachpersonal, so die Forderung.Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt ist in vielen Gesellschaften die Regel. Die Frage, welche Wege Schulen dabei gehen können, stellt sich nicht nur in Österreich. Modelle zur sprachlichen Bildung werden im Rahmen von Schulversuchen und migrationspädagogischer Forschung erprobt und evaluiert. Diese enthalten zusätzliche Unterstützung in der Schulsprache, Angebote in den Erst- und Familiensprachen, aber auch Vernetzung zwischen den pädagogischen Einrichtungen, Eltern und Behörden. Damit verbunden ist auch ein positiver Zugang zur Sprachenvielfalt, zu der sich etwa unterschiedliche Netzwerke von „sprachfreundlichen Schulen“ bekennen. Auch in Österreich tauschen sich Bildungseinrichtungen untereinander aus, die sprachliche Vielfalt als Ressource sehen und sprachbewussten Unterricht umsetzen möchten.Welche Ansätze und Erfahrungen gibt es aus der Forschung und der Praxis? Welche Maßnahmen und Unterstützung sind für die Umsetzung notwendig? Lässt das derzeitige Schulsystem neue Konzepte zu? Wo kann rasch angesetzt werden?Prof. Dr. Marion Döll forscht seit vielen Jahren zu sprachlicher Bildung und migrationsbedingter Mehrsprachigkeit und war in der Bildung von Pädagoginnen in Oberösterreich und Wien tätig. Derzeit ist sie Universitätsprofessorin in der Abteilung „Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit“ am Institut für Germanistik der Europa-Universität Flensburg.Gemeinsam mit Kasandra Blazan ist sie zu Gast in der Sendung bei Marina Wetzlmaier. Blazan ist Volksschullehrerin in Attnang-Puchheim/Oberösterreich. Sie berichtet aus Erfahrung welche Strategien im Unterricht Anwendung finden.Reden Sie mit. Rufen Sie an unter 0800 226979 (kostenfrei aus ganz Österreich) oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

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