Aufstand der Frauen - Der 17. Juni 1953 Film von Sabine Michel

Di, 17.06.  |  22:25-23:10  |  3sat
Untertitel/VT  Länge: 45 Min.

Die Grimme-Preisträgerin Sabine Michel macht sich in ihrem Film auf die Suche nach Frauenschicksalen rund um den 17. Juni 1953.

Sie erzählt exemplarische Geschichten von Frauen aus Halle an der Saale, Rathenow und Ostberlin. Ausgehend von der ikonografischen Trümmerfrau als Vorbild der neuen "sozialistischen Frau" legt sie die tatsächlichen sozialen Bedingungen für Frauen offen.

Anfang der 1950er-Jahre sind viele der Männer noch in Kriegsgefangenschaft, die Frauen versorgen ihre Familien allein. 1949 legt die Verfassung der DDR die Gleichberechtigung der Frauen und das Recht auf Arbeit gesetzlich fest, alte Rollenbilder sollen über den Haufen geworfen werden. 1953 arbeiten in der DDR schon über 50 Prozent der Frauen. Sie betreffen die 1952 beschlossenen Maßnahmen des "verstärkten Aufbaus des Sozialismus" in der DDR, wie Normerhöhungen, Zwangskollektivierungen und die knappe Versorgung genauso wie die Männer.

Am 17. Juni 1953 stellen auch Frauen ihre Forderungen, sie steigen auf Tische und halten Reden auf den Demonstrationen. Sie fordern freie Wahlen und Demokratie, bessere Arbeitsbedingungen, die Rücknahme der Normerhöhungen, bessere Versorgung und die Freilassung ihrer gefangenen Familienangehörigen - und sie beteiligen sich auch an den Ausschreitungen. Frauen haben Hoffnungen und träumen von gesellschaftlicher Veränderung. Aber auch auf der Gegenseite agieren Frauen als Aufseherinnen, Polizistinnen und SED-Funktionärinnen.

Nach dem 17. Juni 1953 nehmen Berufswege von Frauen ein jähes Ende - oder sie nehmen gerade mit der Niederschlagung des Aufstands an Fahrt auf. Frauen, die an den Streiks beteiligt waren, werden von der DDR-Staatsführung als "asoziale Elemente" und "Prostituierte" verunglimpft, andere instrumentalisiert man für das Narrativ des faschistischen Aufstands.

Die vielen schmerzlichen Erinnerungen in den Familien an für Jahre eingesperrte, als Provokateure verunglimpfte, gar getötete und heimlich verscharrte Männer müssen gerade auch Ehefrauen, Mütter und Töchter mittragen. Über die Toten darf in der Öffentlichkeit nicht gesprochen werden, die Frauen werden zum Teil jahrelang überwacht.

Redaktionshinweis: 3sat zeigt "Aufstand der Frauen - Der 17. Juni 1953" zur Erinnerung an den Volksaufstand am 17. Juni 1953. An diesem Tag protestierten rund eine Million Menschen in Ost-Berlin und der DDR weitgehend friedlich gegen die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse, gegen soziale Missstände und Repression.



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