Das Gauforum Weimar - Hitlers geheimnisvoller Machttempel

Di, 07.05.  |  21:00-21:45  |  MDR
Untertitel/VT Gebärdensprache Hörfilm/AD Stereo 
Weimar - die Klassikerstadt im Herzen Thüringens. Deutsche Geschichte und berühmte Bauten, locken tausende Touristen an. Doch der größte historische Komplex der Innenstadt interessiert die Besucher kaum, obwohl er weltweit einmalig ist. Niemand kommt deshalb nach Weimar. Er hat eine dunkle Vergangenheit, entstanden in der Zeit des Nationalsozialismus. Vom Weimarer Gauforum ist die Rede.

Ein Film von Michael Erler

Weimar - die Klassiker- und Bauhausstadt im Herzen Thüringens. Deutsche Geschichte und berühmte Bauten, wie das Nationaltheater oder Goethes Haus am Frauenplan, locken jedes Jahr tausende Touristen aus aller Welt in die Stadt. Doch der größte historische Gebäudekomplex der Weimarer Innenstadt interessiert die Besucher kaum, obwohl er weltweit einmalig ist. Niemand kommt wegen dieser Bauten nach Weimar. Sie haben eine dunkle Vergangenheit und entstanden, wie das nahegelegene Konzentrationslager Buchenwald, in der Zeit des Nationalsozialismus. Vom Weimarer Gauforum ist die Rede. Ein riesiges neues Zentrum der Stadt - geplant und gebaut in den dreißiger und vierziger Jahren des 20.Jahrhunderts.

Überall in Deutschland sollten diese neuen Machtzentren entstehen, aus Aufmarschplätzen, Volkshalle und Residenzen, gedacht für NSDAP und Verwaltung. Nur ein einziges Gauforum wurde tatsächlich gebaut - in Weimar. Kalt und abweisend wirkt es heute auf den Betrachter. Aber alles kann sich ändern. In einem Teil des ehemaligen Gauforums wird nun eine einzigartige Ausstellung aufgebaut: Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Jahrelang wurde sie in zahlreichen europäischen Städten gezeigt. Nun erhält sie ihren endgültigen würdigen Platz im Weimarer Gauforum und kehrt damit praktisch an den Ursprungsort der Nazi-Untaten zurück.

Schon zur Bauzeit rankten sich Mythen und Legenden um das Gauforum. Von unterirdischen Etagen und Katakomben war die Rede. Sie sollen geraubte Kunstschätze des einstigen NS-Gauleiters Fritz Sauckel verbergen, wurde gemutmaßt, vielleicht sogar das Bernsteinzimmer.

Nach 1945 wurde das halbfertige Gebäudeareal schließlich unspektakulär zu Ende gebaut. Es blieb aber ein geheimnisvoller Ort. Verborgen hinter einem blickdichten Bretterzaun beherbergte er die sowjetische Militärverwaltung in Thüringen. Später, zu DDR-Zeiten, wurden das Gebäudeensemble pragmatisch genutzt, aber seine Geschichte blieb ausgeblendet.

Der Film nimmt uns mit auf Entdeckungsreise und folgt den Spuren dieses einzigen jemals entstandenen Gauforums im Deutschen Reich. Zeitzeugen und Historiker berichten über die Entstehungsgeschichte und wir sind dabei, wenn junge Weimarer Handwerker und Gestalter die einmalige Ausstellung zur Geschichte der Zwangsarbeit im Dritten Reich aufbauen, die am 08. Mai 2024 im Südflügel des ehemaligen Gauforums eröffnet wird.

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