Literaturclub Salman Rushdies Gedanken nach einem Mordversuch

Di, 14.05.  |  22:30-23:45  |  SF1
Kultur, Schweiz 2024
Laura de Weck, Elke Heidenreich, Rene Aguigah und – als Gast – die Kabarettistin Lisa Christ diskutieren über «Knife. Gedanken nach einem Mordversuch» von Salman Rushdie, «James» von Percival Everett, den Kollektiv-Roman «Wir kommen» sowie «Tiere, vor denen man Angst haben muss» von Alina Herbing.

Salman Rushdie dachte, die Zeiten der Bedrohung durch die Fatwa lägen hinter ihm. Doch im August 2022 wurde der Schriftsteller von einem Islamisten auf offener Bühne mit einem Messer schwer verletzt. «Knife. Gedanken nach einem Mordversuch» heisst das Buch, in dem er diesen Angriff verarbeitet. Es zeigt, dass Rushdies Überleben fast einem Wunder gleichkommt. Was ein Buch über Hass hätte werden können, ist ein starkes Werk über die Liebe geworden.

Percival Everett ist einer der originellsten US-amerikanischen Autoren. Nun hat er die berühmten «Abenteuer des Huckleberry Finn» von Mark Twain in einer neuen Variante geschrieben. Everett erzählt aus der Perspektive des schwarzen Sklaven Jim, der in diesem Abenteuerroman für Erwachsene zur Hauptfigur wird. Es ist eine liebevolle «Überschreibung» geworden. Ein lesenswertes Buch, das viel über die Grausamkeiten eines Sklavenlebens offenbart.

Noch immer gibt es Tabus, wenn Frauen über ihr Begehren, über Sex und über Alter sprechen. Das feministische Kollektiv «Liquid Center» hat ein Experiment initiiert: Insgesamt 18 Autorinnen schreiben gemeinsam an der Textcollage «Wir kommen» über diese Themen. Und zwar so, dass nicht klar ist, wer welche Zeilen verfasst hat. Im Schutze einer gewissen Anonymität ist ein vielstimmiger Chor unterschiedlich alter Frauen und nichtbinärer Menschen entstanden. Dabei sind auch bekannte Autor:innen wie Ulrike Draesner und Kim de l’Horizon.

«Tiere, vor denen man Angst haben muss»: Unter diesem Titel erzählt die junge deutsche Autorin Alina Herbing eine aussergewöhnliche Geschichte über Kindheit. Nach dem Mauerfall möchte eine westdeutsche Familie auf dem Lande leben. Dazu kauft sie einen alten Bauernhof im ostdeutschen Mecklenburg. Doch die ersehnte Idylle stellt sich nicht ein: Die Tiere des Hofes und der Umgebung werden zum alleinigen Augenmerk der Mutter, während die Töchter versuchen, den Hof vor dem Zerfall zu retten. Es ist eine Geschichte über Verwahrlosung.

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