Spielräume 50 Jahre Freiheit, 500 Jahre Poesie

Di, 23.04.  |  17:30-17:55  |  Ö1
Musik aus allen Richtungen mit Johann Kneihs. Portugiesisches zwischen Camões, Pessoa und Pop

Der 25. April vor fünfzig Jahren war wohl der wichtigste Tag für das Schicksal des heutigen Portugals. An diesem Datum im Jahr 1974 endeten, beinahe unblutig, fast fünf Jahrzehnte Diktatur. Ein Lied gab das (zweite) Signal zur Erhebung der Streitkräfte und der Bevölkerung, als kurz nach Mitternacht José Afonsos „Grândola, Vila Morena“ im Radio gesendet wurde.Vor fünfhundert Jahren, so genau man es wissen kann, kam in Lissabon ein bedeutender europäischer Dichter zur Welt: Luís Vaz de Camões, dessen Leben ebenso abenteuerlich verlief wie seine Poesie bis heute zu packen vermag. Das demonstriert die Sängerin Lina Rodrigues, kurz Lina – sie revolutioniert derzeit die nationale Kunstform Fado, zuletzt mit ihrem aktuellen Album „Fado Camões“, das ausgerechnet dessen jahrhundertealte Verse vertont.Vor einem weiteren prägenden Autor der portugiesischen Sprache verbeugten sich schon zu dessen fünfzigstem Todestag bekannte Musiker und Schauspielerinnen Brasiliens. Milton Nascimento, Dori und Nana Caymmi, Edu Lôbo, Toninho Horta, Olivia Hime und etliche weitere vertonten, sangen und rezitierten Dichtungen von Fernando Pessoa (1888-1935). Auch Tom Jobim erhob auf dem Album „A música em Pessoa“ (Die Musik in Person/Die Musik in Pessoa) als Gratulant seine Stimme.Am heutigen Welttag des Buches und zwei Tage vor dem runden Geburtstag der Nelkenrevolution also Spielräume mit Musik, die diese Anlässe und Jubiläen, Literatur und Tonkunst verbindet – und eine Hommage an ein Land, das wohl wie wenige andere seine dichterische und musikalische Tradition hochhält und ehrt.

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