Vom Leben der Natur Schnecken und Muscheln in Wien (2)

Di, 23.04.  |  8:55-9:00  |  Ö1
Der Schneckenforscher Michael Duda spricht über die Molluskenfauna am Bisamberg und den Alten SchanzenTeil 2: Erfreuliche Funde seltener Arten.

Das Gebiet zwischen dem Bisamberg, den Alten Schanzen und dem Marchfeldkanal in Wien ist eines der großen Weinbaugebiete von Wien und ist ein „Gebiet für ländliche Entwicklung“ nach einem Förderprogramm der Europäischen Union. Neben Weingärten und kleineren Laubwäldern ist das Gebiet vor allem für seine artenreichen Trockenrasen bekannt. Aufgrund der biologischen Vielfalt unterliegt es einem hohen Schutzstatus: Das gesamte Gebiet steht unter Landschaftsschutz, der nordwestliche Teil bildet das „Natura 2000 Gebiet Bisamberg“ und die Schanzen X-XII sind ein flächiges Naturdenkmal.Interessanterweise gab es bis vor wenigen Jahren keine umfassende Untersuchung der Molluskenfauna, also der Schnecken und Muscheln dieses Gebietes. Der Zoologe Michael Duda, ein ausgewiesener Molluskenexperte, der unter anderem für das Naturhistorische Museum Wien tätig ist, hat diese Lücke nun geschlossen. In den Jahren 2021 und 2022 durchstreifte er das Gebiet vielem Male, schaute unter Gräser und Büsche, studierte die Seitenwände von Hohlwegen, grub im Waldboden, fischte mit dem Kescher im ehemaligen Löschteich beim Magdalenenhof und im Marchfeldkanal, nahm Bodenproben und siebte, begutachtete, bestimmte und zählte die gefundenen Schnecken und Muscheln.Das Ergebnis war für ihn sehr erfreulich: Bei seiner Erhebung konnte er 81 Molluskenarten nachweisen: 51 Landschnecken, 19 Wasserschnecken und elf Muscheln. Darunter waren auch gefährdete und geschützte Arten, wie die Wulstige Kornschnecke Granaria frumentum und die Zebraschnecke Zebrina detrita. Zu seiner großen Freude konnte er an einer Stelle sogar die in Mitteleuropa extrem seltene und weltweit als „potenziell gefährdet“ eingestufte Dreizähnige Vielfraßschnecke Chondrula tridens erstmals für Wien lebend nachweisen. Invasive Arten fand er, außer im Marchfeldkanal, glücklicherweise kaum. Um diesen für Schnecken so bedeutenden Lebensraum in dieser Qualität zu erhalten, sei es wichtig, die 2007 begonnene Naturschutzbeweidung beizubehalten, sagt Michael Duda.

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