Radiogeschichten „Gebranntes Kind“ von Stig Dagerman

Mo, 22.04.  |  11:05-11:25  |  Ö1
„Gebranntes Kind“. Von Stig Dagerman (Übersetzung: Paul Berf). Es liest Raphael von Bargen

Die Prosa des früh verstorbenen schwedischen Schriftstellers Stig Dagerman war schon immer von außerordentlicher suggestiver Kraft. In glasklaren, zumeist kurzen Sätzen, deren Aussage mehrfach wiederholt wird, verdeutlicht er sowohl das Ringen seiner Figuren um eine Sprache, die ihre Gefühle annähernd auszudrücken imstande ist, als auch das Kreisen der Gedanken um einen Konflikt, der mit Hochdruck auf eine Lösung drängt. In „Gebranntes Kind“ passiert äußerlich wenig. Bengt, ein junger Mann aus dem Arbeiterviertel Stockholms und sein Vater Knut betrauern den überraschenden Tod der Mutter beziehungswiese Ehefrau Alma. Beide macht der Verlust sprachlos, sie versuchen den Alltag durch Rituale zu meistern, doch eigentlich umkreisen und belauern beide einander, zugetan in Liebe und Mitgefühl, aber auch in Ablehnung und mitunter Hass. Stig Dagermans karge Prosa navigiert stets entlang des Horizonts seiner Protagonisten durch die Geschichte, sie wird nie erklärend und psychologisierend, sie verlässt nie den begrenzten Erfahrungsraum der Figuren und kommt so der inneren Aufgewühltheit, den Obsessionen und Verletzungen so nahe, wie es mit den Mitteln der Literatur nur möglich ist.

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